„Die Spur“ im Spiegel der Presse
Nathan-Projekt (Wolko/Lessing)
Ein Edelstein, der einen Ring schmücken soll, muss eingefasst werden. Eine Einfassung gab, um im Bild zu bleiben, auch Peter M. Wolko, der mit diesem Stück auch sein 60. Bühnenjubiläum feierte, seiner Bearbeitung von Lessings „Nathan der Weise“, die als „Nathan-Projekt“ durch das Theater „Die Spur“ uraufgeführt wurde. In der erwähnten Einfassung fügt Wolko dem Stück einen Prolog und einen Epilog hinzu, der es mit aktuellen Geschehnissen in Verbindung bringt. (…)
Wolko hat Lessings Text auf seine Kernelemente reduziert. Dies sicherlich zum einen, um ihm einige Pointiertheit zu geben, (…). Zum anderen kommt diese Eindampfung den schauspielerischen Fähigkeiten des Ensembles entgegen. (…) Denn der „Nathan“ ist kein Spielstück, sondern verlangt den virtuosen Umgang mit Sprache und Sprechen. Das hat Wolko klug erkannt. Und so gelingt Michael Casper-Müller ein überzeugender Nathan, der die Christin Recha (Nicole Bernhardt) an Kindes statt bei sich aufnimmt und erzieht. Ulrike Wolko fällt in der Rolle der Daja, einer Christin und Gesellschafterin in Nathans Haus, die Aufgabe zu, die Handlung als Erzählerin voranzutreiben. Marcel Seekircher hat als Sultan Saladin und Tempelherr eine Doppelrolle zu schultern. (…) Nicht über- oder unterspielt, sondern genau richtig, war (…) die Musik des Jazz-Quartetts „Bad-Better-Best“ (Paul Beskers, Paul Renfranz, Tabea Kind und Julian Heinzel an Saxophon, Gitarre, Klavier und Schlagzeug), welche die Szenenabfolge gliederte.
Jens Wehn, Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe vom 6.10.2015
Shakespeare als Amuse bouche (Shakespeare/Wolko)
Unter dem Titel „Shakespeare als Amuse bouche“ hat Theaterleiter Peter M. Wolko Szenen zu bestimmten Themen ausgewählt und mit erläuternden Texten verbunden. Diese bieten auch den einen oder anderen Deutungs- oder Bedeutungshinweis an. „Hamlet“ hat so viele und teils widersprüchliche Interpretationen erfahren, wie kaum ein anderes Drama. (…) Wolko konzentriert sich thematisch auf das Verhältnis des dänischen Prinzen zu seinen Eltern. Musik von Julian Heinzel stimmt auf die kennzeichnenden Szenen ein: Auf der Terrasse des Schlosses begegnet Hamlet (Marcel Seekircher) dem Geist seines Vaters (Michael Casper-Müller), der ihm erzählt, dass er ermordet wurde, und ihn beauftragt, Rache zu üben. Dieser Geist ist kein körperloses Gespenst, sondern ein höchst präsenter korpulenter Mann im königsblauen, mit Gold eingefassten Mantel (Kostüme: Ulrike Wolko). Dem Sohn erscheint sein Vater übermächtig. Hamlets Verhältnis zu seiner Mutter, der Königin Gertrude (Ulrike Wolko), hingegen ist ambivalent, wie das aggressiv und erotisch aufgeladene Gespräch der beiden offenbart.
Mit den Szenen aus „Was ihr wollt“ lockert sich die Stimmung im Pavillon des Allee-Hotels, der dem Theater aktuell als Spielstätte dient. Doch die Komödie enthält auch tragische Elemente, wie die erste Begegnung der Gräfin Olivia (Judith Hafner) und dem Hofnarren Feste (Marel Seekircher) und das halb gesprochene, halb gesungene Schlusswort „Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag“ des alternden Narren zeigen. Szenenapplaus gab es für Michael Casper-Müller, der als aufstrebender, aufgeblasener Verwalter Malvolio eine Nummer zwischen höfischem Tanz und Striptease hinlegt.
Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten vom 24.10.2016
Georg Friedrich Händels Auferstehung
Eines der bekanntesten Werke der Musikgeschichte steht im Zentrum der diesjährigen Neuproduktion des Theaters „Die Spur“: Georg Friedrich Händels Oratorium „Der Messias“. Die Entstehung dieses Werks hat Stefan Zweig zu einer der Novellen angeregt, die 1943 unter dem Titel „Sternstunden der Menschheit“ erschienen sind. „Georg Friedrich Händels Auferstehung“ lautet der Titel der Erzählung und auch der Bühnen-Adaption, die an diesem Samstag im A & S Bücherland Premiere hat. Ein literarisch-musikalischer Abend ist nichts Ungewöhnliches für die „Spur“. Peter M. Wolko hat des öfteren Texte oder Briefwechsel für die Bühne adaptiert. Neu ist das historische Umfeld und dementsprechend die musikalische Begleitung. Für die Untermalung mit Barockmusik sorgen Wilhelm Brabletz an der Trompete und Volker Rabus am Cembalo. „Mit Volker Rabus haben wir bereits vor 20 Jahren einmal gearbeitet und bei diesem Stoff hat sich eine erneute Gelegenheit dazu ergeben“, erklärt Wolko. Mehr noch: Die Zusammenarbeit mit den Musikern ermöglichte eine Voraufführung in dessen Studio in Durlach, wo die Produktion bereits positiv aufgenommen worden sei, so Wolko.“
Andreas Jüttner, Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe vom 20.4.2018
Ohne Katja ging nichts im Hause von Thomas Mann
Während der Schriftsteller in sein Werk vertieft war, war es sein Frau Katia, die ihm seine künstlerische Tätigkeit erst ermöglichte, indem sie ihm den Rücken freihielt „Ohne Katia ging nichts im Hause von Thomas Mann“ so heißt denn auch die neue Produktion des Theaters „Die Spur“. Dessen Leiter Peter M. Wolko nennt das Stück eine literarisch-musikalische Collage. Aus dem von Tilmann Lahme, Holger Pils und Kerstin Klein herausgegebenen Familienportrait „Die Briefe der Manns“ hat er Briefe von Katia, Thomas und Klaus ausgewählt und mit Zitaten aus der Biographie „Frau Thomas Mann – Das Leben der Katharina Pringsheim“ von Inge und Walter Jens sowie eigenen Texten verknüpft. Das Stück gewährt Einblick in den Privathaushalt Mann zwischen 1920 und 1938, dem Jahr, als die Manns Europa den Rücken kehrten. Vier Mitwirkende hat die Inszenierung, die im A & S Bücherland uraufgeführt wurde. Ulrike Wolko, Michael Casper-Müller und Marcel Seekircher lesen in verteilten Rollen Katia, Thomas und Klaus, jeder von ihnen auch die ergänzenden Texte, die zu Zeit und Umständen hilfreiche Winke zum Verständnis sind. … Zwischen den Briefen, wenn ein Wechsel der Lebensumstände erfolgt, skizziert Wilhelm Brabletz am Flügelhorn mit zeittypischen Melodien den Umbruch. … Herzlicher Applaus.
Jens Wehn, Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe vom 27.3.2019
Draußen vor der Tür
Roter Vorhang vorn, roter Vorhang hinten, schwarzes Tuch, karge Kunststoffstühle: In dieser Szenerie schickt das Karlsruher Theater „Die Spur“ den Kriegsheimkehrer Beckmann auf die Suche nach einem Platz in der Welt, die nicht mehr die ist, die sie einmal war. Auch Beckmann hat sich verändert. Der Vorname ist ihm abhanden gekommen. Er trägt eine Gasmaskenbrille, weil seine richtige Brille kaputt geschossen wurde. Er hinkt wegen einer zerstörten Kniescheibe. Er hat Hunger und friert. Traumatische Erinnerungen und Schuldgefühle quälen ihn. Wohin und an wen sich Beckmann auch wendet, er bleibt „Draußen vor der Tür“. (…)
Anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens erarbeitete „Die Spur“ eine Fassung des Theaterleiters Peter M. Wolko als szenische Lesung, die nun im Ökumenischen Gemeindezentrum Oberreut Premiere feierte. Das Stück verbindet Wirklichkeit und Traum, verknüpft Erlebnisse, Erinnerungen und Überlegungen. Diese collagenartige Struktur hat Wolko, der die Lesung auch szenisch eingerichtet hat, über einen Wechsel zwischen Dialogen, auf der Bühne vorgetragenen erzählenden Passagen, Musik sowie Stimmen und Geräuschen aus dem Off umgesetzt. Für Komposition und Sounddesign zeichnet Julian Heinzel verantwortlich.
Als Erzählerin tritt Ulrike Wolko auf; mit einfachen Abwandlungen der von ihr selbst gestalteten Kostüme wechselt sie in verschiedene Rollen, von der Elbe in grün gemusterter Tunika, die Beckmann nach einem Selbsttötungsversuch resolut ins Leben zurückschickt, bis hin zu Frau Kramer in spießiger Kittelschürze, die den Suizid von Beckmanns Eltern sarkastisch kommentiert. Marcel Seekircher lässt den Kriegsheimkehrer Beckmann mal wütend aufbegehren, mal verzagt Trost suchen. Michael Casper-Müller verkörpert den Oberst, den Tod sowie die rätselhafte Figur „Der Andere“, die er mit lakonischem Pragmatismus ausstattet. Peter M. Wolko spielt Gott, der seine Macht verloren hat, weil die Menschen sich von ihm abgewandt haben.
Das Stück endet offen mit einem Aufschrei Beckmanns: „Gibt denn keiner Antwort?“ Wolko hat in seiner Fassung noch einige Sätze angefügt, die abrupt von einer doch noch gelungenen Eingliederung in die Gesellschaft erzählen. Vielleicht hatte er dabei einen ähnlichen Gedanken wie seine Tochter Petra Wolko, Honorarprofessorin für Schauspiel an der Musikhochschule Trossingen, die einleitend davon sprach, dass Türen sich ungeahnt öffnen könnten. Nach der Premiere dankte Peter M. Wolko der Stadt, den Spielstätten, Förderern, Workshoplehrern, Ensemblemitgliedern und Zuschauern.
Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe vom 19.10.2021
Goethes unerfüllte Lieben im Leben und Werk
Lieben und nicht wiedergeliebt werden, das tut weh. Verbunden mit der Erkenntnis, nun alt zu sein, schmerzt diese Erfahrung umso mehr. Wohl dem, der das Leiden im Schreiben überwindet – und der Nachwelt eines der schönsten Gedichte der deutschen Literatur hinterlässt, „zwischen letztem Begehren und letztem Entsagen, zwischen Beginnen und Vollenden -, wie Stephan Zweig in seiner Sammlung „Sternstunden der Menschheit“ schreibt. …
Das Karlsruher Theater „Die Spur“ würdigt Goethe und Zweig nun mit den originalen Texten in einem Collagenstück des Theaterleiters Peter M. Wolko: „Goethes unerfüllte Lieben im Leben und Werk“ erlebte seine Uraufführung im Ökumenischen Zentrum Oberreut. Bei der Premiere feierte „Die Spur“ zugleich ihre stellvertretende Leiterin Ulrike Wolko, die seit 60 Jahren auf der Bühne steht und deren Liebe zum Theater sich als eine erfüllte bezeichnen lässt, wovon der herzliche Beifall und die vielen Blumen kündeten. Ulrike Wolko zeichnete sich durch künstlerischen Feinsinn ebenso aus wie durch organisatorisches Talent, sagte der Präsident des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg, Marcus Joos, in seiner Laudatio.
In dem neuen Collagenstück erschließt Ulrike Wolko gemeinsam mit Michael Casper-Müller im Wechsel zwischen Rezitation, Erzählung und Gespräch die Ereignisse und Zeugnisse rund um Goethes letzte unerfüllte Liebe.
Als „Goethes literarisches Ich“ ist Peter M. Wolko hinter einem Porträt des Dichters vom Band zu hören. Julian Heinzel steuert die Musik und das Sounddesign bei und macht unter anderem die Stimmung einer Kutschfahrt durch eine herbstliche Landschaft hörbar. Auch Aussagen von Zeitgenossen sowie Auszüge aus dem Roman „Ein liebender Mann“ von Martin Walser sind in das Stück eingeflossen. … So verbindet „Die Spur“ Poesie und Literarturhistorie mit ein wenig Fiktion und setzt einen erfrischenden Kontrapunkt zur erschütternden Klage der „Marienbader Elegie“.
Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten vom 26.4.2022
Die Geschichte vom kleinen Prinzen
„Mit der Uraufführung von „Die Geschichte vom kleinen Prinzen“ erinnerte der Theaterleiter und Autor Peter M. Wolko an das 80. Jahr des Erscheinens des gleichnamigen Buches. Das Werk stammt aus der Feder des französischen Schriftstellers und Fliegers Antoine de Saint-Exupéry. (…) Bald sind die Stuhlreihen gut gefüllt. „Die Spur“ hat sich über die Jahre ein solides Stammpublikum aufgebaut. Das Licht geht aus und das Spiel beginnt. Ulrike Wolko erzählt Einleitendes zum Stück, ehe Peter M. Wolko als Erzähler, vom Tonband zugespielt, in die Geschichte einsteigt. Michael Casper-Müller übernimmt. Ein frisch in der Wüste notgelandete Pilot. Mit Khakihose und -Weste passt er farblich schon gut ins Outdoor-Metier. Wolkos Inszenierung legt es gar nicht auf eine schnöde Abbildung des Geschehens an. Hier wird mit farblich kontrastierender Kostümierung lediglich von Protagonist bis Protagonist unterschieden.
Derer gibt es übrigens sechs, verkörpert in drei Spielern. Neben Casper-Müller als Pilot und Fuchs und Ulrike Wolko als Erzählerin und Kleiner Prinz, ist das Birgitta Heidler als Rose und Schlange. Die Bühne ist klein, der Platz eng, auch das ist wohl ein Grund, dass sich Wolko für die Form einer szenischen Lesung entschieden hat. Die Spieler haben einen mehr oder weniger festen Platz, von dem aus sie vortragen und szenisch skizzieren. Das tut dem Stück gut, denn es öffnet eine große Projektionsfläche für den Zuschauer, dessen eigene Fantasie ihn mittragen muss. Und so entfaltet sich das Märchen vom Prinzen aus dem Weltall, der dem Piloten von seinen Reisen von Planet zu Planet berichtet, während beide durch ihr Gespräch lernen, was wirklich wichtig ist. So angedeutet ausgeführt das Spiel, so konkret erzählend war übrigens die Musik von den Berliner Sounddesignern Julian Heinzel und Lauren Hinder, die mit symphonischem Gestus in die Trickkiste der Programmmusik griff und die Planetenreise in leicht fasslichen Tönen plastisch werden ließ. Alles ergänzte sich zu einer gelungenen Inszenierung.
Jens Wehn, Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe vom 24.4.2023