„Klaus Mann: Unterschätzter Autor im Schatten eines Übervaters“
Collagenstück mit Texten aus Werken von Klaus Mann von Peter M. Wolko und Musik von Julian Heinzel
Im letzten Jahr gedachte die literarische Welt anlässlich seines 75. Todestages Klaus Mann, einem lange unterschätzten Schriftsteller und unschätzbaren Zeitzeugen, der zeitlebens im Schatten seines Übervaters, dem Nobelpreisträger Thomas Mann, stand. Trotz dessen kühler Distanz seinem Sohn gegenüber war dieser einer der wichtigsten Repräsentanten der deutschen Exilliteratur nach 1933. Diesem modernen Autor, der seine Wiederentdeckung nach seinem Tode seiner Schwester Erika und seine Neuentdeckung zu Beginn dieses Jahrhunderts den Verlegern des Rowohlt Verlages verdankt, wurde von Peter M. Wolko mit seinem Collagenstück ein eindrucksvolles literarisches Denkmal gesetzt. Vor allem auch, weil er durch die zahlreihen Zitate aus den Werken von Klaus Mann, insbesondere aus dessen Autobiografie „Der Wendepunkt“ und seinem berühmten Roman „Mephisto“, diesen in der szenischen Lesung der besonderen Art mit Musik umfangreich sein Leben schildern lässt.
„Und bevor Erika noch ihr erstes „Papa“ stammeln lernte, traf ein Bruder und Gespiele ein –
am 18. November 1906. Sein voller Name war Klaus Heinrich Thomas Mann.“
Mit diesen Worten „schilderte“ der begabte älteste Sohn des Nobelpreisträgers Thomas Mann in seiner Autobiografie „Der Wendepunkt“ seine Geburt. Schon früh bemühte sich Klaus, „als berühmtes Kind eines noch berühmteren Vaters aus dessen übermächtigen Schatten herauszutreten“. Zeitlebens litt er unter der „kühlen Distanz“, mit der dieser seinen Sohn und dessen schriftstellerisches Wirken oft ironisch abtat.
Klaus Mann begann seine literarische Laufbahn in der Weimarer Zeit als Außenseiter, da er in seinen frühen Werken Themen verarbeitete, die zur damaligen Zeit als Tabubruch galten. Schon in seinem ersten Roman „Der fromme Tanz“ (1925) verteidigt er die Homosexualität gegen die Kriminalisierung. Das Jahr der Machtergreifung der Nazis 1933 wird für ihn zum Wendepunkt. Er floh nach Paris und arbeitete in Frankreich im antifaschistischen Widerstand. Im gleichen Jahr wurde seine im Jahr zuvor erschienene erste Autobiografie „Kind dieser Zeit“ verboten, die in den wenigen Monaten bis zum Beginn der Hitlerherrschaft eine breite Leserschaft gefunden hatte. Im europäischen Exil entstanden einige seiner bedeutendsten Werke: „Flucht in den Norden“ (1934), der Tschaikowsky-Roman „Symphonie Pathétique (1935) und der berühmte Schlüsselroman „Mephisto“ (1936) .
1938 emigrierte Klaus Mann in die USA, wo ein Jahr später sein Emigrantenroman „Der Vulkan“ erschien, der ein facettenreiches Bild der Exilschicksale, vor allem von Schriftstellern zeichnete,
dem auch er nicht entgehen konnte: Isolation und Erfolglosigkeit. Aber auch im Exil setzte er seinen unermüdlichen Kampf gegen das Nazi-Regime in Deutschland fort. 1942 erschien seine zweite Autobiografie und zwar in englischer Sprache „The Turning Point“ (Der Wendepunkt), dessen deutsche Ausgabe er noch vor seinem Tode 1949 abschließen konnte, die aber erst 1952 posthum verlegt wurde. Im September 1943 ist Klaus Mann amerikanischer Staatsbürger geworden, nachdem er bereits im Frühjahr in die US-Armee eingetreten war. Er war zunächst in Nordafrika und dann bis Kriegsende in Italien stationiert.
Nach Kriegsende konnte er in Deutschland nicht mehr heimisch werden. Er wechselte häufig seinen Wohnsitz, lebte abwechselnd in Rom, Amsterdam, New York, Kalifornien und Südfrankreich. Nicht zuletzt wegen seiner schriftstellerischen Misserfolge und finanziellen Schwierigkeiten unternahm er 1948 einen Selbstmordversuch, der rechtzeitig entdeckt wurde. Klaus Mann starb am 21. Mai 1949 wahrscheinlich an einer Überdosis Schlaftabletten in Cannes, wo er auch beigesetzt wurde.
„Klaus Mann hat sich durch seinen Freitod von den geistigen Kämpfen seiner Zeit verabschiedet – zu früh. Aber er hat gerade mit seiner Person ein großes Beispiel für den Glauben an den europäischen Geist gegeben, das uns heute ein Vorbild sein kann.“
(Kurt Sontheimer am 11.8.1990 in „Die Welt“)
Premiere der Uraufführung: Sonntag, 2.11.2025, 18 Uhr, Ökumenisches Gemeindezentrum (ÖGZ) Oberreut,